Kolping – mit uns Leben teilen

Liebe Kolpingschwestern und -brüder,

es ist für uns in unseren Kolpingsfamilien derzeit nicht einfach, so weiterzumachen wie früher. Die Pandemie hat uns in unseren Kolpingsfamilien doch sehr eingeschränkt. Die Menschen sind ein Stück weit unverbindlicher geworden.

Es werden Treffen abgesagt und Zusagen werden kurzfristig gebrochen, man ist schnell dabei Ausflüchte zu finden, ja man ist auch durch die Pandemie ein Stück bequemer geworden. Ein Aufbruch oder Re-Start ist schwer in dieser Zeit.

Ich war auch in Stuttgart am Katholikentag und musste feststellen, dass nicht nur wir als Kolpingsfamilien es momentan schwer haben, unsere Mitglieder zu begeistern und bei der “Stange zu halten”. Die Besucherzahlen gaben eine deutliche Antwort auf die derzeitige Situation in Kirche und Gesellschaft.

Die Krisen dieser Zeit lähmen uns und machen uns ein Stück weit hilflos in unserem Bemühen, Kolping, unsere Gemeinschaften und unsere Ideen “an den Mann bzw. die Frau zu bringen”. “KOLPING – mit uns Leben teilen” stand als Leitwort über der Präsentation des Kolpingwerkes Deutschland.

In Zusammenarbeit mit der Kolpingjugend im Kolpingwerk Deutschland, den Kolping-Jugendgemeinschaftsdiensten und dem Kolpingwerk Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart sowie KOLPING INTERNATIONAL, hat sich KOLPING vielfältig präsentiert.

“Kolping – mit uns Leben teilen”, das ist eine zentrale Aussage, die uns in unseren Kolpingsfamilien Ansporn geben sollte, auf andere zuzugehen, einzuladen, unsere Kolpingsfamilie mit anderen zu teilen, neue Begegnungen zu wagen, neue Impulse zu setzen, ja auch darüber nachzudenken ob und wie ich mich ergänzen und verändern muss.

Wichtig ist dabei: Lebendig und stark zu sein! Denn  KOLPING ist ein Netz, das trägt. Kolping in Zeiten von Corona – ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft persönliche Beziehungen und das Erleben von Gemeinschaft – in unserem Verband, vor allem aber in den Kolpingsfamilien vor Ort – eine ganz neue Bedeutung bekommen werden.

Ich bin davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft Menschen für unsere Gemeinschaften gewinnen werden. Dazu bedarf es einer Sehnsucht, die Menschen überzeugen und gewinnen kann. Dazu bedarf es einer Vergewisserung: Wer sind wir? Was wollen wir und was tun wir als Kolping?

Dazu dient unser Zukunftsprozess, in dem wir zugleich auch eine Weiterentwicklung unseres Leitbildes – es ist die Programmatik unseres Verbandes – in den Blick nehmen und unsere Sehnsucht formulieren werden.

Eine Sache hat mich besonders berührt am Katholikentag und mir Hoffnung und Zuversicht für die Zukunft gegeben, aber auch Ansporn im Geiste Adolph Kolpings weiterzuarbeiten an unserer Gemeinschaft – dem Kolpingwerk. Am Freitagabend feierten wir in Stuttgart einen gemeinsamen Gottesdienst des Kolpingwerkes mit unserem General- und Bundespräses.

Ich war schon etwas früher an der Kirche und sah einen alten Mann, der sich abmühte, das  Kolpingbanner zusammenzustecken. Er schaffte dies alleine nicht und so ging ich hin, um ihm zu helfen. Er hatte das Banner falsch herum mit einer Sicherheitsnadel am Bannerstab befestigt. Ich half ihm, das Banner richtig herumzudrehen und zusammenzustecken.

Er sagte zu mir: “Weißt du, ich tu mich etwas schwer, da ich schon 89 Jahre alt bin”. Ich fragte ihn, ob nicht jüngere in seiner Kolpingsfamilie sind, die das Banner tragen könnten. Darauf sagte er: “Weißt du, solange ich kann, werde ich das Banner unserer Kolpingsfamilie vorantragen, denn das ist das, was ich noch machen kann.”

Ein junges Mädchen mit einer Kolpingfahne, die an einem kleinen Stecken befestigt war, kam hinzu und hörte das. Sie sagte: “So lange möchte ich auch mal das Banner tragen”. Dann beim Gottesdienst stand das junge Mädchen neben dem alten Mann vorne in der Kirche. Kurz vor der Wandlung, hatte sie einen Schwächeanfall und kippte um.

Aber sie stand wieder auf und stellte sich weiter neben den alten Mann, den man inzwischen einen Stuhl gebracht hat, aber er setzte sich nicht.

Liebe Kolpinggeschwister, solche Vorbilder braucht Kolping, dann ist es mir um die Zukunft unserer Kolpingsfamilien nicht bange. Tut jeder das Seine, wo Gott ihn hingestellt hat und wir können die Krisen dieser Zeit bewältigen und überstehen.

Mit einem herzlichen Treu Kolping
Martin König, Diözesanvorsitzender