Kolpingsfamilie Amberg hat einen Ehrenvorsitzenden

Der bisherige langjährige Vorsitzende Herbert Eckl stand aus gesundheitlichen Gründen und seinem Lebensalter, wie er sich erklärte nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. So erfolgte bei der letzten Generalversammlung keine Wiederwahl. Nun wurde in einen würdigen Rahmen vom amtierenden Kolpingvorsitzenden Michael Koller und Präses Stadtpfarrer Thomas Helm die Ernennung vorgenommen. Eckl erhielt eine Ehrenurkunde und ein Geschenk.

Michael Koller würdigte Eckl in einer Laudatio. Eine meiner ersten Amtshandlungen zusammen mit unseren H.H. Präses ist die Ernennung eines Kolpingbruders zum Ehrenvorsitzenden der KF; ein seltener Vorgang, und für mich und uns eine große Freude, so Koller.

Herbert Eckl hat in besonders lobenswerter Weise über viele Jahre und Jahrzehnte dazu beigetragen, dass es mit der KF in Amberg vorangeht. Mit seinem Engagement und seiner Initiative hat er sich besonders verdient gemacht und Kolping Amberg in vielerlei Hinsicht bereichert.

So ist es an der Zeit, seine Arbeit zu würdigen und so wusste die Vorstandschaft geradezu instinktiv, was zu tun ist und beschloss einstimmig, den scheidenden Vorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen und ihm diese herausragende Anerkennung zu erweisen.

Herbert Eckl ein gebürtiger Amberger kam als junger Berufsschüler über den damaligen Religionslehrer und späteren Kolping-Ehrenpräses Pfarrer Heiner Wittmann zu Kolping und ist bis jetzt 52 Jahre treuer Kolpingsohn. Man erkannte bald seine Fähigkeiten und wählte ihn 1985 erstmals zum Vorsitzenden. Dann alle drei Jahre wiedergewählt. Dieses Amt bekleidete er jetzt bis 2022 und war somit 37 Jahre in führender Verantwortung. “Ja, das muss erst einmal einer nachmachen”, so Koller.

“Die Tat ziert den Mann” so ein Spruch von Kolping, dies trifft auf Herbert Eckl absolut zu. Er gab in den vergangenen Jahrzehnten die Ideen, er organisierte, er bereitet vor, er arbeitete tatkräftig selbst mit. Immer wieder machte er sein Ding, probierte Neues, bewahrte Traditionelles. Die Mitgliederzahl ist weniger geworden, Neumitglieder zu gewinnen ist schwer, entspricht momentan dem Zeitgeist und anderen kirchlichen wie weltlichen Vereinen ergeht es ebenso.

Das KF-Jahresprogramm trägt seit Jahrzehnten seine Handschrift und hat sich bewährt. So die Winterwanderung, Emmaus-Treffen, Maiandacht, Wallfahrten, Vortragsabende, Besichtigungen, Stammtisch bei Schießl, Feste und Jubiläen, Kolpinggedenktage, Bazar bei der Klösterlichen Weihnacht im Zeughaus oder in der Sozialen Bude des Amberger Weihnachtsmarktes, und seine Mehrtages-Fahrten in die Welt.

Ein großes Ereignis in seiner Amtszeit war das letzte Jubiläum zum 150 jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie 2010. Gefeiert wurde mit Festzug, Festmesse, Festfeier im König-Ruprecht-Saal und vielen Gastvereinen und Gästen. Diese Feier brachte noch einmal den Glanz aus den vergangenen Tagen zurück.

In der Chronik des Amberger Gesellenvereins (ab 1934 dann Kolpingsfamilie) ist eine glanzvolle Gründung im Jahr 1860 beschrieben. Gerade mal elf Jahre zuvor, 1849 hatte Adolph Kolping seinen ersten Gesellenverein mit sieben Gesellen in zu Köln gegründet. In Amberg galt der Verein unmittelbar nach seiner Gründung „als der tragende Verein für das kulturelle Leben der Stadt“. Zwei Jahre nach der Gründung zählte der Verein bereits 350 Mitglieder und 100 Ehrenmitglieder.

1892 folgte der nächste große Schritt mit der Grundsteinlegung für das Gesellenhaus am Wingershofer Tor, das man zu Ehren des Patrons der Gesellenvereine „Josefshaus“ benannte. Ein Jahr später war feierliche Eröffnung und wieder ein Jahr später übernachtete der erste wandernde Geselle im neuen Gesellenhaus. 1951 bis 1961 folgte ein großer Umbau.

Noch vor ein paar Jahrzehnten wurde im Josefshaus das Tanzbein geschwungen. Ob Theaterstücke, Firmen-, Vereinsversammlungen oder Bälle wie der Storg-, Grammer, ADAC- oder Schmankerl-Ball – das Josefshaus war immer voll, sein Saal war lange Zeit der größte Veranstaltungsort in Amberg und Umgebung. Auch die legendären Kinderfaschinge und die Konzertabende mit dem Kolping Streichorchester hatten Tradition. Hier war der Treffpunkt Nr. 1, 70-80 große Veranstaltungen im Jahr, mit meist 600 bis 700 Gästen Fassungsvermögen.

Bei solchen Veranstaltungen war Herbert Eckl oft im Josefshaus hinterm Tresen gestanden und hatte ausgeschenkt. Er war hier seit 1970 aktiver Mitstreiter und vor und hinter den Kulissen eingespannt, er hat jedenfalls die glanzvolle Zeit in der Geschichte miterlebt. „ Ich bin fast aufgewachsen da drin“ sagte er einmal. Stell doch gleich dein Bett da rein‘“ sagten Freunde und seine Mutter, weil er soviel Zeit hier verbrachte, in der Summe fast ein halbes Leben.

1996 schloss das Josefshaus für immer seine Pforten, trotz Wirkens eines Trägervereins und 2002 endete alles mit der Liquidation. In Amberg begann mit der Landesgartenschau 1996 die Ära des ACC als Veranstaltungsort. Eine neue Heimat fand die KF im Pfarrheim St. Martin beim damaligen Stadtpfarrer und Präses Franz Meiler.

Heute ist das Josefshaus nach dem Umbau und neuer Nutzung mit Wohnungen und Gemeinschaftsgarage das neu titulierte “Prechtlhaus”. Das verbliebene und neu restaurierte Graffiti in lila Farbe mit der Darstellung “Kolping gegrüßt einen Wandergesellen”, zeugt noch von der Vergangenheit.

Herbert Eckl ist in seiner Art ein Original und Unikat und von ihm könnte sicher noch vieles erzählt werden, so Koller zum Schluss der Laudatio. Zusammen mit Präses Helm wurde die Übergabe vollzogen und der Altvorsitzende Eckl strahlte voll Freude über diese Anerkennung zum Ehrenvorsitzenden.

Es ist gleichsam auch sein Lebenswerk, so Eckl in seinen Dankesworten. Er freue sich darüber schon sehr, aber alle Kolpingarbeit war auch für ihn eine Selbstverständlichkeit. Mit einem kräftigen Applaus der anwesenden Mitglieder wurde herzlich gedankt. Vom Kolping-Diözesanverband Regensburg wurde eine Gratulationsbotschaft des Diözesanpräses Schmidt und Diözesansekretärs Haindl übermittelt.