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Vor 80 Jahren Flugzeugmontage im Wald
Die Kolpingsfamilie hatte zu einem Vortrag über ein Thema aus der Heimatgeschichte in den Pfarrsaal geladen und mit 90 Besuchern war der Andrang groß. Vor 80 Jahren war im Gschwandholz südlich der Ortschaft ein Montagewerk für Messerschmitt Jagdflugzeuge gebaut worden. Der Deckname dieses Waldwerkes war „Gauting“.
Der Referent, Richard Heindl hat bereits eine Vielzahl von Beiträgen aus der Geschichte der Gemeinde oder Pfarrei für Kolping und die Erwachsenenbildung KEB vorgestellt. Die Firma Messerschmitt hat Regensburg ab 1935 mit dem Bau moderner Reiseflugzeuge zu einem Zentrum der Luftfahrtindustrie aufsteigen lassen. Ein ausgedehntes Werk im Westen der Stadt vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder bis zum Rennweg und Wohnsiedlungen für die Werksarbeiter waren kennzeichnend.
Ab 1939 erfolgte durch Aufträge des Reichsluftfahrtministeriums die Veränderung zum Rüstungsbetrieb, die den Gesamtkonzern betraf, das Hauptwerk in Augsburg ebenso wie das Zweitwerk in Regensburg. Eine erstaunliche Flugzeugpalette unterschiedlicher Systeme mit äußerst kurzen Entwicklungszeiten wurden während des II. Weltkrieges produziert. Bomber, Transportmaschinen und überall in den Luftkämpfen gefürchtete Jagdflugzeuge.
Dazu zählte das meistgebaute Jagdflugzeug des Krieges, das Modell Bf 109 ebenso, wie das erste operative Düsenflugzeug der Welt, die Me 262. Für diese beiden Flugzeuge gab es eine Fertigung bzw. Teilfertigung im Wald von Alteglofsheim. Nach der Konferenz von Casablanca begann die US Airforce mit Tagangriffen auf die Rüstungsindustrie im deutschen Reich und bombardierte am 17. August 1943 das Messerschmittwerk Regensburg schwer.
Dies war der Anfang von Dezentralisierung der Produktion, zunächst auf den Fliegerhorst Obertraubling, dann in Waldwerke, wobei Gauting das bedeutendste in der Umgebung von Obertraubling war. Es lebten Zwangsarbeiter aus östlichen Ländern, aber auch Franzosen im Wald. In die Fertigung wurde bald KZ’s eingebunden. Für Gauting erfolgten Zulieferungen aus dem Lager Gusen des KZ’s Mauthausen.
Auszüge aus Interviews ließen unterschiedliche persönliche Eindrücke vom Aufbau, Betrieb und Ende des Werks erleben. Die Gespräche zeichnete der Referent vor bis zu 20 Jahren auf, teils per Video. Die meisten der Befragten sind inzwischen verstorben. Das Montagewerk wurde ab Frühjahr 1944 in nur drei Monaten errichtet und produzierte von Juni an bis zum April 1945.
Ein virtueller Rundgang mit Lageplan, Fotos der Hallen sowie Videos von verbliebenen Fundamenten führte die Besucher in das Waldwerk. Die fertigen Flugzeuge wurden ohne Tragflächen nachts zum Fliegerhorst Obertraubling geschleppt. Wegen Mangel an Militärfahrzeugen und Treibstoff mussten auch landwirtschaftliche Pferdefuhrwerke dabei helfen.
Vom 27. bis 29. April 1945 war Alteglofsheim von der US Army besetzt. Dabei wurde auch das Messerschmittwerk aufgelöst. Im Chaos der Folgezeit wurde das Werk von der Bevölkerung aus Alteglofsheim und Umgebung ausgeräumt, bis hin zur Demontage der Hallen. Heindl hatte auch einige Teile aus dem Waldwerk zum Anfassen dabei.
Über ein Namensverzeichnis konnte er belegen, dass auch nach Kriegsende noch Menschen aus Litauen in einer „Waldbaracke Messerschmitt“ lebten. Sie wurden erst im Oktober 1945 nach Regensburg übersiedelt.