Umzug

 

Liebe Kolpinggeschwister,

Leider habe ich im Monat August kein geistliches Wort schreiben können. Auch mit hat die Corona-Pandemie mit voller Breitseite erwischt. Ich war so geschwächt, dass das normale Gehen in der Wohnung mir schon alles abverlangt hat. Gott sei dank habe ich Corona nun überstanden.

Auch konnte ich mich rechtzeitig negativ testen, um meinen Umzug – wenn auch nicht weit – begleiten. Die Möbelpacker haben beherzt angepackt und alles, ohne Schaden in meine neue Wohnung gebracht.

Bei so einem Umzug kommt man schon ins Grübeln. Mir gingen folgende Gedanken durch den Kopf. Was brauche ich unbedingt noch? Welche Dinge brauche ich nicht zwingend, sind aber aufhebenswürdig? Von was kann ich mich entledigen?

Nicht nur für einen Umzug sind diese Fragen von immenser Bedeutung, sondern sie können auch unser Leben im Normalfall bereichern. Wir alle haben viel zu viel um die Ohren, wir sammeln oft Dinge, die wir nicht mehr brauchen. Er erinnere nur an so manche Kleiderschränke, die über und über voll sind und wir nur noch einen Bruchteil unserer Kleidung regelmäßig anziehen.

So fiel es mir persönlich leicht, auf Sachen zu verzichten, die ich seit dem letzten Umzug vor fünf Jahren nicht gebraucht habe. Ich merkte, dass ich viel an Überflüssigem wegtun konnte. Auch musste ich meine Möbel etwas reduzieren, da ich in meiner neuen Wohnung nicht mehr so viel Platz habe. So verschenkte ich sie an Menschen und Institutionen, die sie gut gebraucht haben.

Bei den Dingen, die so auf der Kippe standen, weggeworfen zu werden, war ich mir selber oft nicht einig. Manche habe ich dann doch schweren Herzens behalte, obwohl ich sie in den nächsten Jahren nicht brauche.

Die Sachen, die ich für meinen normalen Alltag brauche, habe ich guten Gewissens wieder in die Regale neu eingeordnet.

Jeder Umzug im Leben stellt einen Neuanfang dar. So kann ich euch allen nur wünschen, dass ihr, auch wenn ihr nicht umziehen müsst, euch die drei Fragen von oben stellt. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, das Leben etwas umzukrempeln. Aber ich kann nun aus eigener Erfahrung sagen, dass es sich lohnt, sich wieder einmal neu auszurichten, sich von vielen unnützen Ballast zu lösen, um wieder gut durchschnaufen zu können.

So möchte ich schließen mit einem Zitat, das ich diese Tage im Christ in der Gegenwart gelesen habe. Es stammt von Linda Thomas, die Seminare zu Putzen und Spiritualität anbietet. “Die meisten sehen Saubermachen als wöchentlichen Umzug. Es geht aber nicht um Kämpfen, sondern um Verwandlung: von Unordnung in Ordnung, von Schmutz in Sauberkeit. Was ich äußerlich tue, wirkt nach innen, und damit tue ich auch etwas für mich.”

Ich wünsche Euch, dass ihr euch durchringt, euer Leben in den Blick zu nehmen und dort, wo es eines Neubeginns braucht, ihn auch anzupacken, denn das macht ihr ja nur für euch.

Mit einem herzlichen Treu Kolping wünscht dies euch
Karl-Dieter Schmidt, Diözesanpräses