Er schaut mich an!

 

Liebe Kolpinggeschwister,

der Monat Juli ist ein besonderer Monat. Die Tage werden wieder kürzer. Die Sonne brennt unermüdlich auf uns herab. Viele der Zeitgenossen stöhnen, dass es in den Büros fast unerträglich ist, zu arbeiten. Jeder sehnt sich nach Abkühlung und ganz sicher auch nach Urlaub.

Schülerinnen und Schüler schleppen sich von einer Stunde zur anderen und freuen sich, wenn der Rektor, die Rektorin sie früher als der Stundenplan vorgibt, nach Hause schickt. Schnell die Hausaufgaben machen und dann Abkühlung suchen, sei es im Schatten, in einem Bad oder mit einer Kugel Eis.

Für mich gibt es aber noch eine Stätte, in der ich mich abkühlen kann und gleichzeitig zu mir selber kommen kann. Wenn wir durch unsere Städte und Orte gehen, so sind es oft die Kirchen, die uns einladen, einzutreten. Auch hier kann ich wegen der Größe und wegen der dicken Mauern eine kleine Abkühlung bekommen.

Nicht nur Abkühlung erwartet mich in einer Kirche, sondern ich komme von meiner hohen Schlagzahl, die mein Leben und mein Beruf mir vorgibt, auf ein Mittelmaß oder sogar Mindestmaß herunter. Hier in der Stille der Kirche kann ich meine Ruhe finden. In den Mauern, sei es nun eine alte Kirche oder ein modernes Kirchengebäude, kann in diese Ruhe und Stille Gott zu uns sprechen.

Die folgende Geschichte kann uns Wegweiser sein, wie wir uns beim Gebet verhalten können:

Der Pfarrer von Ars ging eines Tages in seine Kirche und sah dort einen einfachen Bauern knien. Er dachte sich nichts dabei. So viele Menschen kamen den Tag über in seine Kirche, um “dem lieben Gott” von ihren Sorgen zu erzählen.

Als er aber nach einer Stunde wieder in die Kirche kam und den Bauern immer noch knien sah, ging er auf ihn zu und fragte ihn: “Sag mal, was sagst du dem lieben Gott da eigentlich die ganze Zeit?”

Darauf entgegnete der Bauer ihm nur: “Eigentlich gar nichts, Herr Pfarrer.” Auf den Tabernakel deutend fuhr er fort: “Ich schaue ihn an – und Er schaut mich an.” (Willi Hoffsümmer, Kurzgeschichten 2, S. 73)

Wir brauchen also beim Gebet nicht zu viele Worte machen. Es genügt, wenn wir die Nähe Jesu in der Kirche suchen und besuchen. Nehme dir einen Besuch in der Kirche vor, besonders wenn du abgehetzt bist.

So grüße ich euch mit einem herzlichen Treu Kolping
Euer Karl-Dieter Schmidt, Diözesanpräses